Lebens(T)räume

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Das Spiel mit Präsenz und Transparenz, Realität und Imagination, Kon- tur und auslaufenden Flächen prägen die ausdrucksstarken Arbeiten von Lucia Riccelli. Weibliche Körper schweben, suggeriert durch eine dynami- sche Pinselführung und kräftig expressiven An- und Ineinanderfügungen des Kolorits, über das unbearbeitete rohe Leinengewebe. Sie erscheinen frei und kommentarlos vor einem leeren Nichts – auch, um jede Art von traditioneller Zuordnung weiblicher Rollen zu eliminieren und eine per- sönliche unvoreingenommene Reflektion des Dargestellten zu ermögli- chen und zu evozieren.
Zu einem großen Anteil noch undefiniert, zeigen die neuen Arbeiten unter dem Titel Lebens(T)räume aber dennoch erste Anzeichen einer Raum- darstellung, die die Körper auf dem Bildträger festhält. So lässt sich das Dargestellte in Korrelation zu dem Umgebenden wahrnehmen. Es ent- stehen Räume, zwar weiterhin sehr abstrakt und frei, aber gerade genug, um für den Betrachter einen Anhaltspunkt zu schaffen und daraus eige- ne weiterführende Sphären zu kreieren. Die Erzählungen werden durch einzelne Striche oder Flächen als Andeutungen eines Raumes in Ihrer Deutlichkeit unterstützt oder sogar erweitert. Vage Definitionen, die als verschwommene Gebilde eine klar definierte Hauptszene umgeben, er- innern an jene Welten, die uns in Träumen begegnen. Dort funktionieren sie als dezente Fixpunkte, die im richtigen Moment zur Klärung einer Si- tuation beitragen oder unserer Wahrnehmung unterstützend unter die Arme greifen.
Riccelli schafft es mit dem neuen Werkblock ihre manifestierte Bildspra- che umzusetzen und um eine neue Dimension zu erweitern, ohne auch nur einen Aspekt davon einzubüßen. In einem Balanceakt werden die Spontanität, die Leichtigkeit und die Freiheit ihrer Figuren mit dezenten Ankerpunkten auf den Bildträger gebunden. Dabei wird die dynamische Umsetzung auf die Leinwand, beeinflusst von performativen Künsten wie Tanz und Musik, nochmals durch eine weitere Ebene erweitert.